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  3 (2004), Nr. 3: Inhalt
Bernd Schildt
Datenbank Reichskammergerichtsakten
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Ziel des Reichskammergerichts-Projektes an der Ruhr-Universität Bochum ist die ideelle Zusammenführung und inhaltliche Erschließung der heute in ca. 45 in- und ausländischen Archiven verwahrten und seit 1978 sukzessive durch Archivinventare verzeichneten Prozessakten des Reichskammergerichts (ca. 76.000) in einer Datenbank. Diese Inventare sind zwar überwiegend nach einheitlichen Grundsätzen - den DFG-Richtlinien - erarbeitet, stehen aber dennoch letztlich isoliert nebeneinander. Zwar ist an eine spätere Zusammenführung des Informationsgehalts der Inventare in einem Gesamtindex gedacht, aber eine derartige Gesamtindizierung ist eben erst am Ende der Arbeiten und dann wohl auch nur auf der Basis der unterschiedlichen Einzelindizes der jeweiligen Inventare möglich. Im übrigen vermag ein Gesamtindex, der sich, wie die vorliegenden Einzelindizes, sehr stark an der in den Archivinventaren verwendeten Begrifflichkeit orientiert, einen exakten Zugriff auf inhaltliche Probleme sowohl allgemeiner als auch spezifisch rechtshistorischer Art nicht zu leisten.

Abb. 1

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Die methodisch neuartige Erfassung der Prozessakten in einer Datenbank geht bei der inhaltlichen Erschließung deutlich über die Indizes hinaus. Unter Einbeziehung der bereits datenbankmäßig erfassten Urteilsbücher (AR 1 III) werden entsprechend den inhaltlichen Möglichkeiten, wie sie sich aus der Verzeichnistiefe der einzelnen Archivinventare ergibt, alle dort verzeichneten Reichskammergerichtsprozesse erfasst.
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Auf vier als Registerkarten angelegten Eingabedatenblättern werden zunächst Informationen zur Überlieferung, zu den Parteien und Prozessvertretern verzeichnet.

 
Abb. 2
Abb. 3
     
 
Abb. 4
Abb. 5

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Ferner sind aus den Inventaren Angaben zu Zuständigkeit, Verfahrensart, Streitwert, Vorinstanzen, Verfahrensausgang, Beweismitteln und Inhalt - unterschieden nach allgemeinen Lebenssachverhalten und Verfahrensgegenständen - extrahiert. Schließlich werden zusätzliche Informationen wie etwa Verfügbarkeit des Aktenmaterials, etwaige Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Verfahrensbeteiligten, Verweise auf andere Reichskammergerichtsverfahren und solche auf andere Höchstgerichte (z.B. Reichshofrat) verzeichnet. Das geschieht weitestgehend anhand formalisierter Auswahlfelder. Eine fünfte Registerkarte beinhaltet die für die Benutzung erforderliche Suchmaske. Sie enthält Suchkriterien für ca. 30 verschiedene Abfragen, geordnet nach fünf sachlich zusammenhängenden Gruppen: Sachfragen, Personendaten (Verfahrensbeteiligte, Prozessvertreter), formale Daten, Raum- und ortsbezogene sowie zeitliche Daten.

Abb. 6

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Mit der Datenbank werden erkennbar bessere Voraussetzungen für eine umfassende statistische und inhaltliche Analyse aller in den Archivinventaren verzeichneten Reichskammergerichtsprozesse geschaffen. Ein weiterer wesentlicher Vorteil besteht darin, dass alle in der Datenbank erfassten Informationen bei der späteren computergestützten Auswertung beliebig miteinander kombiniert werden können. Dadurch lassen sich problemlos Zusammenhänge inhaltlicher, zeitlicher, räumlicher oder anderer Art herstellen. Ferner ist es möglich, bereits (jetzt) auf der Grundlage einzelner, vollständig erfasster Inventare spezielle Untersuchungen anzugehen, da es sich bei diesen Daten um die geschlossene Überlieferung eines exakt bestimmten politisch-territorialen bzw. räumlich-administrativen Bereiches handelt. Insoweit haben diese Teilergebnisse einen - wenn auch begrenzten - Eigenwert.
Internetverweis/Link: www.ruhr-uni-bochum.de/rkg-forschung/
Internetverweis/Link: www.ruhr-uni-bochum.de/ls-schildt/

Autor:
Prof. Dr. Bernd Schildt
Juristische Fakultät
Ruhr-Universität Bochum
Lehrstuhl für Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht
Gebäude GC 6/155
44780 Bochum
LS.Schildt@jura.ruhr-uni-bochum.de

Empfohlene Zitierweise:

Bernd Schildt: Datenbank Reichskammergerichtsakten, in: zeitenblicke 3 (2004), Nr. 3, [13.12.2004], URL: <Bitte fügen Sie hier aus der Adresszeile des Browsers die aktuelle URL ein.>

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